Alle befürworten interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ). Wer könnte auch etwas dagegen haben? Der allgemeinen Zustimmung hinkt die Praxis allerdings ziemlich hinterher. Diese Kluft macht neugierig. Im Auftrag der SAMW hat college M eine Studie zu gelingender interprofessioneller Zusammenarbeit durchgeführt, die nunmehr als Download zur Verfügung steht.

Unsere Studie, die fünf verschiedene Versorgungssettings (Chirurgie, Medizin, ambulante Grundversorgung, Psychiatrie, Palliativmedizin) untersuchte, zeigt dass IPZ nur kontextbezogen verstanden werden.

Insbesondere das jeweilige Verhältnis von Medizin vs. der Individualität der Patienten, Patientinnen und Fachpersonen spielt dabei eine gewichtige Rolle. Ist es beispielsweise bei Reanimation das Rational der Medizin, das bestimmend ist und Deutungshoheit beanspruchen kann, kommt bei der Palliation der Individualität grosse Bedeutung zu. Damit bedingen sich völlig unterschiedliche Arten und Weisen der Zusammenarbeit bzw. der Verdichtung, wie wir in der Studie zeigen können.

Erhoben haben wir auch, was IPZ scheitern lässt. Die „üblichen Verdächtigen“ wie „professioneller Autismus“, statusbetonende Kommunikation oder inadäquate Anreizstrukturen spielen die vermuteten Rollen. Gleichzeitig reicht deren Korrektur aber nicht aus, um gelingende IPZ erzielen zu können. Auch deshalb verhallen viele der gut gemeinten Apelle zu verstärkter IPZ wirkungslos. „Augenhöhe“ zwischen den Fachpersonen ist notwendig, aber noch nicht hinreichend. Es braucht mehr: passende Anlässe, sowie stimmige Gestaltungen von Tools, Kommunikationsgefässen und Organisation.

Die Studie vermittelt einen Einblick in die Bandbreite der verschiedenen Verdichtungsformen, die gelingende IPZ auszeichnen können und dafür wesentlicher Kontextbedingungen. Sie leitet zudem Empfehlungen auf verschiedenen Ebenen ab.