2023, 2024: ein Blick zurück und Blick nach vorn – Teil 1

2023 war wiederum ein turbulentes Jahr für das Schweizer Gesundheitssystem: Krankenkassenprämien, finanzielle Probleme in Spitälern waren nur einige Themen. Was lernen wir daraus für die kommenden Jahre? In dieser Blog-Reihe schauen wir zurück und nach vorne.

Die Rückschau ist rasch erzählt: 2023 stiegen die Krankenkassenprämien je nach Region um bis zu 10%. Gleichzeitig rutschten viele Spitäler in die roten Zahlen. Wenig erstaunlich, dass Gesundheitsausgaben und Prämienanstiege Spitzenplätze im Sorgenbarometer der Bürgerinnen und Bürger erreichten. Ebenso wenig überraschend, ja geradezu rituell, sind die anschliessenden Empörungsartikel, Reformvorschläge – meist alter Wein in neuen Schläuchen – und alarmistischen Politvorstösse. Schliesslich war 2023 ein Wahljahr.

Schon Tage später, «versammeln sich dann wieder alle um das Lagerfeuer und hoffen, dass dort weiterhin das wohlschmeckende Schwein brutzeln möge».

Wo liegt das Problem? Im Dunkel hinter dem „Lagerfeuer“ dräuen einige schwierige Themen: die Herausforderungen des Fachkräftemangels, die Zunahme des administrativen Aufwands, die damit stattfindende Veränderung der Gesundheitsberufe und die sich ändernde Rolle der PatientInnen. Und noch tiefliegender: Medizin und Versorgung befinden sich im Umbruch. Diese schwierigen Themen zu bearbeiten, ist anstrengend und fordert uns auf, einige Dinge neu zu denken.

Die Fachkräfte-Herausforderung

Wie bei den Kosten ist der Mangel an Fachkräften vordergründig sichtbar. Die eigentlichen Herausforderungen dahinter nimmt man weniger (gern) zur Kenntnis. So erstaunt nicht, dass Massnahmen wie grossangelegte Image-Kampagnen wenig bis kaum Erfolg zeitigen.

Wir verlieren unseren Nachwuchs beim ersten Kontakt mit der Berufsrealität!

Dabei zeigen Studien seit Jahren, wo die Hunde begraben liegen. Beispielsweise jene des Verbands Schweizer Medizinstudierender von Anfang Dezember letzten Jahres, an der rund 2300 Studierende teilnahmen. Der Verband schreibt, dass das Interesse an der Medizin während des Studiums konstant hoch bliebe, allerdings nur bis zur praktischen Tätigkeit im Wahlstudienjahr. Danach fühlten sich nur noch ein Drittel in ihrer Berufswahl bestätigt und ein weiteres Drittel überlegt sich gar, das Berufsziel aufzugeben. Man stelle sich das vor: bereits in der Ausbildung verliert rund die Hälfte der angehenden Ärztinnen und Ärzte ihre berufliche Motivation ganz oder teilweise. Genau das zeigt die Swimsa-Studie in aller Deutlichkeit: Wir verlieren unseren Nachwuchs beim ersten Kontakt mit der späteren Berufsrealität!

In der Weiterbildung geht’s im gleichen Stil weiter. Auch in dieser Phase kratzen zu hohe Arbeitszeiten, fehlende flexible Arbeitsmodelle, überbordende Administration etc. an der professionellen Motivation.

Das alles geht so lange gut, wie wir unsere Lücken (noch) mit ausländischen Berufspersonen füllen können (auch weil die dortigen Bedingungen teilweise noch schlechter sind). Hinzu kommt, dass entsprechende Reformen sehr viel Zeit benötigen. Denn es geht dabei gleichzeitig um die Praxis der Patientenbetreuung und um Routinen der Patientenbehandlungen.

2024 wäre ein guter Zeitpunkt, uns dieser Herausforderung anzunehmen. Doch wo beginnen? Einen ersten möglichen Ansatzpunkt liefert uns ein Artikel der Zeitschrift Republik vom 3. Januar 2024 – er trägt den Titel «Was der Fachkräftemangel mit (un)fähigen Chefs zu tun hat». Ein möglicher erster Schritt wäre daher nicht nur die Ausbildung neuer Fachkräfte im Gesundheitswesen, sondern auch die Weiterbildung der Führungskräfte in Sachen Führungskompetenzen. Der zweite Schritt wäre eine Unterhaltung in den Gesundheitsberufen zu ihren Zukünften. Was soll der Arztberuf angesichts dieses Umbruchs (und nicht zuletzt: in Folge der Digitalisierung) in Zukunft sein? Und wie soll dieses Zukunftsbild mit der Realität in Übereinstimmung gebracht werden?

college M bietet verschiedene Weiterbildungen für Führungspersonen der Gesundheitsbranche: Von Workshops über CAS bis zu individuellen Coachings. Informieren Sie sich über unsere Angebote.

Bild: Jonas Verstuyft auf Unsplash

Literatur