What if? – Auftakt zu einer Blogserie über Generationen in der Medizin
Wie stellen sich zukünftige Medizinerinnen Ihren Beruf vor? Und wie lassen sich die unterschiedlichen Arbeitsvorstellungen der Generationen vereinen? Passen Teilzeitarbeit, Mitgestaltungswünsche und Feedback-Bedürfnisse der Generation Z in die hierarchische Arbeitsweise in Gesundheitsorganisationen? Wir befragen junge und ältere Ärztinnen und Ärzte in unserer Blogserie.
2021 haben die ersten Medizinerinnen der Generation Z ihr Staatsexamen gemacht und beginnen ihre Berufslaufbahn. Sie treffen in den Spitälern und Praxen auf gleich drei ältere Generationen:
- Millennials, die derzeit als erfahrene Assistenzärzte, Oberärztinnen und teilweise in leitender Position tätig sind,
- Generation X, von denen die meisten als erfahrene Oberärztinnen, leitende Ärzte und in Praxen arbeiten, sowie
- Baby Boomer, die entweder eine Leitungsposition am Spital innehaben oder (oft) einzeln praktizieren.
Sie alle haben gemeinsam, dass sie sich für den Medizinerberuf entschieden haben. Punkt. Die Beweggründe für die Berufswahl, die damit verbundenen Wünsche und Vorstellungen über ihre Arbeit unterscheiden sich teilweise drastisch. Während Baby Boomern oft unbegreiflich bleibt, wie junge Ärztinnen eine Führungsposition in Teilzeit anstreben können, bleibt Generation Z der Sinn hochstehenden Small-Talks mit Patienten, wie ihn Baby Boomer perfektioniert hatten, zumeist verborgen.
Generationenunterschiede – eine echte Herausforderung
Die Unterschiede, auf die man bereits zwischen den drei jetzigen Generationen in den Spitälern trifft, spitzen sich mit Hinzukommen der Generation Z zu: Die weitgehend fraglose Anerkennung von Autorität der Baby Boomer trifft auf Hierarchie-kritische Generation X-ler, die dann beide mit der Tatsache konfrontiert sind, dass man sich die Anerkennung von Millennials – und noch stärker der Generation Z – erst verdienen muss.
Auch das Thema Feedback wird von den Generationen sehr unterschiedlich wahrgenommen. Während Feedback für Baby Boomer ein Synonym für Kritik und damit unerwünscht zu sein scheint, fühlen sich Millennials mit Feedback wohl und Generation Z erwartet beinahe tägliches Feedback. Diese Generation ist mit der Aufmerksamkeitsökonomie des Internets, mit Likes und anderen sofortigen Reaktionen aufgewachsen. Das macht es für sie schwierig, ihren Platz in einer Gruppe zu finden, wo diese rasch aufeinander folgenden Feedbacks im Alltag fehlen.
Ganz zu schweigen vom Thema Arbeitszeit. Während Baby Boomer noch rund um die Uhr als Hausärzte für ihre Patientinnen da waren, Generation X sich mit „gesunder Abgrenzung“ versuchte, waren die Millennials schon mit der Perfektionierung der Work-Life-Balance beschäftigt. Generation Z erwartet flexible Arbeitszeiten und dass Arbeitgeberinnen auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen.
Gegenseitiges Interesse und Verständnis
Die alte Vorstellung einer „Medizinerkultur“, der Idee, dass alle Ärztinnen aus demselben Holz geschnitzt sind und das Durchlaufen einer spezifischen Sozialisation im Rahmen der Ausbildung aus Medizinstudierenden „den Arzt“ macht, greift nicht mehr. Spätestens jetzt, mit Eintreten der Generation Z in unseren Beruf, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir die Zukunft der Medizinin für unsere Patienten und andere Stakeholder gestalten. Ob wir diese Vorstellungen umsetzen können, müssen wir an unterschiedlichen Modellen ausprobieren.
Die Vorstellung einer „Medizinerkultur“ greift nicht mehr.
Hilfreich ist einerseits ein Verständnis dessen, welche neuen Fähigkeiten Generation Z mit in den Beruf bringt und welche Vorstellungen und Erwartungen sie an ihren Beruf haben. Andererseits sollten wir ihnen „Bedienungsanleitungen“ zu den bereits etablierten Generationen mitgeben. So können wir nicht nur Verständnis für die bisherigen Arbeitsweisen erwarten, sondern auch ein Interesse seitens Generation Z fördern, von Fähigkeiten der älteren Generationen zu profitieren.
Fangen wir also damit an, die ins Berufsleben eintretende Generation zu ihren Beweggründen und Vorstellungen zu befragen und sie in den Prozess der aktiven Zukunftsgestaltung frühzeitig mit einzubeziehen.
Neuer Workshop für Assistenz- und Oberärztinnen: Future Women Physician
Die Medizin wird nicht nur jünger, sondern auch weiblicher. In den Führungsetagen spiegelt sich das aber noch nicht wider. Denn: Auf dem Karriereweg begegnen Ärztinnen wirksamen Stolpersteinen. In einem neuen, interaktiven Workshop «Future Women Physician» bieten wir Assistenz- und Oberärztinnen Raum, sich Ihren Karrierevorstellungen und möglichen Barrieren zu widmen. Wir zeigen Karrierehürden auf und inspirieren mit kreativen und mutigen Ansätzen für die Ärztin der Zukunft.
Kommentar