No Bullshit: Führen mit Charisma kann man lernen

Charisma ist bereits seit einigen Jahren in aller Management Munde: Führen mit Charisma. Sprechen mit Charisma. Andere überzeugen mit Charisma. Es scheint, mit Charisma kann man (fast) alles erreichen. Grund genug, dass wir diesen Blog diesem Thema widmen. Denn wenn Charisma das Allerheilmittel sein soll – wie lässt sich Charisma denn anwenden und lernen?

Der Begriff Charisma geht zurück auf die altgriechische Wurzel char, auf der das Verb spenden und schenken basiert. Charisma bezeichnet somit „eine Gabe, ein Geschenk, ‚das jemandem zu Gefallen Getane‘, Güte, Liebenswürdigkeit, Gnade, Huld“. So weit so gut.

Schon vor über 100 Jahren hat der grosse deutsche Soziologie Max Weber darauf hingewiesen, dass Charisma etwas ist, was von den Geführten „verliehen“ wird. Das bedeutet, Charisma ist weniger eine persönliche Eigenschaft (wie z.B. Extrovertiertheit), sondern eine Zuschreibung der anderen. Darum werden Personen ganz unterschiedlich charismatisch empfunden (Trump? Obaman?)

Was also kann man tun, wenn man weiss, dass Charisma in jedem Arbeitskontext von grossem Wert sein kann?

Viele Führungskräfte achten zu wenig auf Charisma, vielleicht weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen können und ihnen transaktionale (Zuckerbrot und Peitsche) oder instrumentelle (aufgabenbasierte) Führung näher liegt. Studien haben uns gezeigt, dass die Charisma-Zuschreibung auf kommunikative Signale reagiert.

Effektive Führungskräfte nutzen die charismatischen Möglichkeiten.

Tauchen wir ein in die kommunikativen Grundlagen charismatischer Führung.

Sie müssen drei Dinge tun:

1) eine überzeugende und nachvollziehbare Rhetorik anwenden,
2) persönliche und moralische Glaubwürdigkeit vermitteln und
3) die Emotionen und Leidenschaften der Zuhörer*innen wecken.

Wenn eine Führungsperson diese drei Dinge gut kann, wird er/sie als charismatisch beschrieben. Was passiert dann bei den Zuhörenden? Sie fühlen sich mit emotional angesprochen, sie fühlen einen Sinn für sich und sie fühlen sich im besten Fall inspiriert, Grossartiges oder Wertvolles zu erreichen.

Es entsteht das Gefühl „wir schaffen Grossartiges“.

Wie also „kommuniziert“ man Chrisma? Ein paar lose Beispiele:

  • Bauen Sie Ihre Rede einfach und nachvollziehbar auf. Die einfache Architektur der sogenannten Überzeugungsrede hilft, Ihr Anliegen so zu strukturieren, dass es beim Gegenüber „haften bleibt“ und eine überzeugende Wirkung hat. Starten Sie daher mit Ihrer Botschaft „„Mir ist wichtig, dass …“ und nennen Sie Ihre Botschaft zum Abschluss erneut.
  • Nutzen Sie Metaphern, Gleichnisse und rhetorische Fragen. Erzählen Sie persönliche Geschichten und Anekdoten.
  • Lege Sie anspruchsvolle Ziele fest – und drücken Sie das Vertrauen aus, dass sie erreicht werden können.
  • Nutzen Sie Ihre Stimme: Variieren Sie die Lautstärke, mit der Sie sprechen – flüstern Sie an geeigneten Stellen oder erheben Sie sie zu einem Crescendo, um ein wichtiges Argument zu unterstreichen. Zeigen Sie Ihre Emotionen in der Stimme.
  • Nutzen Sie Ihre Gesichtsausdrücke, Ihre Mimik, damit Ihre Zuhörer*innen Ihre Leidenschaft sehen und hören können.
  • Nutzen Sie Gesten als wichtige Signale. Mit Gesten erzeugen Sie Aufmerksamkeit und unterstreichen Ihre Rede.
  • Erfahrungsgemäss macht nur schon eine kleine Profilierung Ihrer charismatischen Kommunikation einen Unterschied. Probieren Sie es! Es lohnt sich.

Quelle: J. Antonakis, M. Fenley, S. Liechti, Learning Charisma. HBR 2012

Seminar: «No Bullshit: Wirksam führen»

Im 2-tägigen Kurs «No Bullshit: Wirksam führen» vertiefen wir nicht nur das Thema Charisma / Überzeugungsrede, sondern seetzen uns auch mit den Themen Macht, Vertrauen und Verständigung auseinander.

Durchführung: 8./9. Februar 2021, Bern
Mehr erfahren und anmelden: https://college-m.ch/angebote/studiengaenge-und-seminare/no-bullshit/