Ärzteschaft der Zukunft: Sozialisierung einer neuen Ärztegeneration

Medizinstudium und Arztberuf haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Wie lernen junge Medizinerinnen und Mediziner heute? Und was bedeutet das für die Rolle von medizinischen Führungspersonen?

Im ersten Teil von Ärzteschaft der Zukunft haben wir beschrieben, warum Chefärzte und junge Ärztinnen heute auf einem umgekehrten Spielfeld («tilted playing field», hbr) agieren. In diesem zweiten Teil geht es um neue Lernmethoden und die Vordbildfunktion von Vorgesetzten.

Soziale Medien eröffnen neue Lernumfelder

Lernten frühere Medizinergenerationen noch primär durch Bücher und Nachahmung, hat sich das grundlegend verändert: Es sind nicht mehr die älteren Generationen, die das Lernen prägen.  Generationen lernen unter- und voneinander und nicht zuletzt durch Social Media.

TikTok, YouTube und Instagram fordern zur Nachahmung auf.         

Nachahmung findet primär in einem Generationenkompartement statt: TikTok, YouTube und Instagram fordern zur Nachahmung auf. Auch die Lumbalpunktion schaut man sich vor „dem ersten Mal“ auf YouTube in Endlosschlaufe an (1). Die nachzuahmende Ärztin ist dabei unbedeutend älter als die Zuschauer. Diese Videos werden von Universitäten zur Verfügung gestellt, entsprechen den Leitlinien, sind häufig nicht professionell aufgenommen und wirken somit sehr authentisch.

Wozu noch Führungskräfte in der Medizin?

Was heisst das für die Sozialisierung von Medizinerinnen und Medizinern? Spitz formuliert könnte man sagen: Es braucht uns medizinische Führungskräfte nicht mehr als Vorbilder. Gelernt wird innerhalb der jüngsten Generationen und das Führungsverhalten vieler heutiger Chefärzte ist in den Augen jüngerer Ärzte nicht nachahmenswert.

Für den neuen psychologischen Kontrakt genügt eine Bindung an das Hier und Jetzt. Ob und wann die Pensionierung stattfindet und ob diese überhaupt ein positives Ereignis sein wird, ist völlig ungewiss.

Das Spielfeld gemeinsam gestalten

Doch vielleicht braucht es (gute) Führung genau hierfür: Wir können künftigen Medizinergenerationen ein Spielfeld, einen Übungsplatz der Sozialisierung, eröffnen.

Was sind die Eigenschaften, die man von Ärztinnen der Zukunft erwartet? Die Frage könnten sich die Generationen gemeinsam stellen, denn sie beinhaltet zweierlei:

  1. Wie möchten jüngere Generationen arbeiten, wie sieht ihr Bild einer guten Ärztin, eines guten Arztes aus?
  2. Wie möchten ältere Generationen künftig behandelt und betreut werden, wie stellen sie sich «ihren» optimalen Arzt, Ärztin vor?

Wenn wir bereit sind, das Spielfeld auch in diese Richtung zu drehen, könnte Gutes entstehen.

Literatur

  1. SkillsLab ─ Lumbale Liquorpunktion: www.youtube.com/watch?v=z9ZwP5nHbBM

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Foto von Sandro Schuh auf Unsplash