Traurig waren wir über die verloren gegangenen physischen sozialen Kontakte, verärgert über die digitale Technik, die wir noch ungenügend beherrschten. Und nun, da die Möglichkeit der physischen Fortbildungen, Seminare und Kongresse wieder naht, graut uns vor den vielen Reisen, der vergeudeten Zeit in Zug und Auto.
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Und ein Gewohnheitstier. Solange es eine Pandemie nicht nötig machte, pflegten und knüpften wir soziale Kontakte wie wir es seit Jahrmillionen gewohnt waren – physisch, von Angesicht zu Angesicht.
Erst die Unmöglichkeit, diese Praxis als Standard aufrechtzuerhalten, zwang uns dazu, nach neuen Lösungen zu suchen. Zunächst verharrten wir dennoch in der Starre: Kongresse, Fortbildungen und Seminare wurden abgesagt und wir hofften auf eine baldige Rückkehr der uns bekannten Normalität. Erst die mangelnde Aussicht auf den genauen Zeitpunkt, wann wir dorthin zurückkehren würden, liess uns kreativ werden.
Mehr Wissensdurst, Neugierde und Mut
Plötzlich fand man sich auf Kongressen in den USA wieder, scheute sich nicht, Halbtagsseminare in Zürich und Berlin am gleichen Tag zu besuchen und war überhaupt in Sachen Wissensaustausch und Wissensvermittlung so mobil wie noch nie.
Es war möglich, dass mehr verschiedene Menschen sich auf derselben Plattform austauschten. Auch die Hemmung, als junger, in der Karriere noch weniger weit fortgeschrittene Mensch, eine Frage im grossen Plenum zu stellen, erlosch. In einigen Weiterbildungen werden diese beispielsweise anonym per Chat gestellt. Man wurde mutiger, ja bisweilen neugieriger und war offen für Veranstaltungen, die man früher als weniger interessant befunden hätte.
Die Pandemie hat uns geistig mobiler gemacht.
Genau genommen entstand die wahre Globalisierung erst in der Pandemie: Zuhause in X, in der Welt zu Gast. Der enorme Vorschub der Digitalisierung, durch die Pandemie als Brandbeschleuniger, hat es viel mehr Menschen zugleich ermöglicht, geistig mobil zu sein. Was für eine Vergeudung von intelligenten Ideen und kreativen Gedanken, wenn wir nicht möglichst viele unterschiedliche Menschen zusammenbringen, um sich auszutauschen!
Eine neue Normalität gestalten
Die Frage sollte nicht lauten, wann wir endlich zur alten Normalität zurückfinden, sondern wie wir physischen Austausch und digitales Lernen sinnvoll hybrid gestalten.
Natürlich, der Mensch ist ein soziales Wesen. Und physische Kontakte bleiben (zum Glück!) unverzichtbar und werden immer häufiger wieder möglich.
Doch wir haben etwas Wertvolles gelernt: Wir können uns fortbilden, weiterbilden, mitunter mehr unterschiedliche Inputs erhalten und sogar in gewissem Masse soziale Kontakte pflegen, wenn wir uns physisch nicht aus den eigenen vier Wänden bewegen.
Macht es also Sinn, dieses neu Erlernte gegen eine alte Normalität einzutauschen?
Wir haben gelernt, gedanklich beweglicher zu sein als zuvor. Die alte Normalität wird nicht ohne dieses neu Erlernte zurückkehren – sonst wären wir nicht lernfähig.
Neuer MAS Leading Learning Health Care Organisations
Im neuen MAS Leading Learning Health Care Organisations an der Universität Bern befassen sich die Teilnehmenden mit den folgenden Fragen: Wie lernen Gesundheitsorganisationen? Wie lassen sich Medizin, Ökonomie, Recht, Ethik, und andere Perspektiven integrieren? Wie können Daten und Evidenz genutzt werden, um Gesundheitsorganisationen erfolgreich zu führen?
Erfahren Sie mehr über den MAS Leading Learning Health Care Organisations.
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